TOPIC trifft

Werner Michaelsen

Regisseur

Foto: Take Janssen
Foto: Take Janssen

Leidenschaftlicher Theatermann und Regisseur der norddeutschen Freilichtbühnen


"Freilichtbühnen sind konkreter Ausdruck echter Heimatpfllege und ein bedeutender sozialer Faktor", erkennt Werner Michaelsen. Theater machen an den norddeutschen Bühnen, als Schauspieler in über 200 Rollen, in erster Linie aber als Regisseur für mittlerweile mehr als 140 heimatbezogene Stücke, das ist sein Feld seit fast 46 Jahren.


27 Jahre davon hat Michaelsen für das Waldau-Theater inszeniert, in der Blütezeit. Danach wurde von ihm das "P.E.P." gegründet. Parallel dazu war er 20 Jahre künstlerischer Leiter der Freilichtbühne Lohne und in Lilienthal hat der Theatermacher zusammen mit dem Ingenieur Klaus-Dieter Oden die Freilichtbühne auf den Weg gebracht. Doch immer auch ist er auf dem freien Theatermarkt aktiv gewesen.


TOPIC: "Sie sind nun aktuell für das 'Tournee-Theater' tätig. Wie ist es dazu gekommen?"


MICHAELSEN: "Herr Ruge hat ein Stück von mir in Brake gesehen und hat mich gefragt, ob wir was zusammen machen können. Er plante, ein Tournee-Theater zu gründen. Das gefiel mir. Wir sind dann gemeinsam auf die Suche nach einem Stoff gegangen."


TOPIC: "Fündig geworden sind Sie bei der Komödie 'Wasser Marsch!' von Tolvo van Mollander ..."


MICHAELSEN: "Ja, es ist eine wirklich spritzige Komödie mit einer fulminanten Travestieshow und wurde im Oktober in sieben norddeutschen Städten aufgeführt, Verden, Achim, Brake, Esens, Aurich, Lohne, Nordenham, Rothenburg, Jever ..."

 

TOPIC: "Die heimatlichen Bühnen sind Ihre Leidenschaft ... was treibt Sie dazu an?"


MICHAELSEN: "Die Leute wollen unterhalten werden, auch die jungen Leute, die allermeisten wollen keine Klassiker, Kleist oder Goethe, wie es ihnen von den staatlichen Theatern angeboten werden, sie wollen Unterhaltung und Spaß haben."


TOPIC: "Für Unterhaltung haben Sie auch bei der 'Eiswette' gesorgt ..."


MICHAELSEN: "Das kam ganz plötzlich. Kennen Sie Fidi Börner? Der hat unter anderem bei Radio Bremen eine Sendung gemacht und ist irgendwann dann nach England gegangen.


Eines Tages ruft er mich aus England an: Herr Michaelsen, ich habe eine Inszenierung von Ihnen gesehen, Sie sind mein Nachfolger! Ich frage: wofür? Er sagt: Ich habe dreißig Jahre für die Eiswette das Kabarett-Programm gestaltet. Hätten Sie Lust dazu? Ich habe mir das erstmal angeguckt und dann habe ich mir fünf, sechs professionelle Leute aus Hamburg zusammengeholt und wir haben ein dreiviertelstündiges Kabarett aufgeführt."


TOPIC: "Warum haben Sie die Leute aus Hamburg engagiert und nicht aus Bremen?"


MICHAELSEN: "Fragen Sie mal bei der Jobvermittlung, jetzt heißt es ZAV, Zentrale Arbeits-Vermittlung, ob Sie dort arbeitssuchende Schauspieler in Bremen vermitteln können ... können die nicht. An vier verschiedenen Stellen bin ich vorstellig geworden, ich habe nicht einen gekriegt.
Ja, unter Kollegen wurden mir zwei Schauspieler empfohlen, die aber auch aus Hamburg kommen. Bestimmt gibt es hier in Bremen viele gute Schauspieler, ich habe sie aber noch nicht entdeckt ..."

 

TOPIC: "Sie suchen also noch Schauspielerinnen und Schauspieler aus unserem Bremen?"


MICHAELSEN: "Ja, die können sich gerne melden. Was ich auch nicht verstehe: die ZAV gibt es in Hamburg, Hannover, Frankfurt ... und die nehmen nur Schauspieler bis zu einem Alter von 30 Jahren auf. Unverständlich!"


TOPIC: "Sie gelten bei Insidern als ein Regisseur, der oft unerbittlich sein kann und harte Arbeit von den Schauspielern fordert ..."


MICHAELSEN: "Wenn es die Umsetzung ganz bestimmter Inhalte geht ... ja. Da bin ich ein ganz sturrer Kopf alter Schule. Das Publikum kann gute Arbeit verlangen und belohnt sie auch."

 

 


Tourneetheater "Wasser Marsch!"  > Kultur

 

"Die Leute lechzen nahezu nach Boulevardtheater"

 

Rührende Dankesschreiben und liebevoll verzierte Postkarten von Besucherinnen und Besucher seiner Stücke, Briefe von Bühnen-veranstaltern, Komplimente von Kollegen, Zuschriften von Fernseh-zuschauern, erfreuliche Berichte von Kritikern ... Werner Michaelsen hat viele Dokumente archiviert, obwohl er sich sichtlich schwer tut, sich selber ins Rampenlicht zu rücken. Aber es machen ja andere, die seine Publikumserfolge hochloben.


"Die Leute lechzen nahezu nach Boulevardtheater," sagt er, meint aber auch, dass nur eine kleine Runde von SchauspielerInnen diese Kunst vermitteln können, sie auch nicht lernen, weder an der Schauspielschule noch an den großen Bühnen.


MICHAELSEN: "Es sind nicht die ernsten Klassiker, die das Publikum von den Sitzen reißt, sondern ist die kurzweilige, pointierte Unterhaltung."  

 

Oft ist es so, dass die ersten Aufführungen eines Stückes immer etwas zähflüssig anlaufen, obgleich Michaelsen inzwischen als Garant für erfolgreiches Boulevardtheater steht. Nach der zweiten Vorstellung gibt es dann keine freien Sitzplätze mehr, weil die ersten Besucher ihre Freude weitergeben, davon erzählen, weil Zeitungsberichte erscheinen, dann sind alle Vorstellungen ausverkauft.

 

Diesen Ablauf stellt auch Udo Ruge vom Tourneetheater fest. Die Show "Wasser Marsch!" war allerdings bereits zur Premiere ausverkauft. Der Stoff: Eine männliche und dörfliche Feuerwehr-Crew wagt sich in Frauenkleidern auf die Bühne, um für die Witwe und die Kinder eines verstorbenen Kameraden Geld einzuspielen. So kann letztlich das zur Pfändung anstehende Häuschen gerettet werden. Ein Ereignis, das Dorfbewohner und Publikum mit langanhaltendem Applaus honorieren.

 

Werner Michaelsen spielte in über zweihundert Rollen, auf der Bühne zum Beispiel in "Feuer an Bord" oder als Matten in "Meister Anecker", aber auch im Fernsehen war er zu sehen,  in "Kümo Henriette", in "St.Pauli Landungsbrücken" und in "Die Gerichtsreporterin".


Seine Ausbildung absolvierte er an der Schauspielschule in Bremen. Zusätzlich Schauspielunterricht erhielt er bei Dorothea Constanz vom Oldenburger Staatstheater.

 

Von 1979 bis 1997war er künstlerischer Leiter der Freilichtbühne Lohne, von 1985 bis 1991 der Freilichtbühne Lilienthal  sowie von 1993 bis 2007 beim "peb plattdeutsches ensemble bremen"; er war tätig für das Waldau Theater in Bremen, das Bremer Schauspielhaus, die Freilichtbühnen Lohne und Lilienthal, die Niederdeutsche Bühne Brake und das Stadttheater Bremerhaven.

 

"Man muss neugierig und in Bewegung bleiben." Dieser Spruch hält ihn fit und aktiv. So plant er schon für das kommende Jahr ein Freilichtschauspiel für Kinder. Auch hierfür wird er sich wieder in gewohnter Weise akribisch vorbereiten mit seiner Schauspieltruppe die Pointen minutiös erarbeiten.
"Da wird es blitzen und donnern, da werden Purzelbäume geschlagen und Musik ge-macht,  Kinder wollen rasante Abläufe, wollen Spiele, wollen Bewegung ..."


Und was ist mit den Eltern? "Die Eltern werden sich an ihre Kindheit erinnern und ebensoviel Spaß haben. Es soll ein Stück für die Familie werden."


Nach bewährtem WM-Rezept kann da eigentlich nichts schiefgehen, außer, es ist gewollt und geplant ...       

                  

-tja- Take Janssen

 


Kurz-Biografie Werner Michaelsen

 

1993  "Marie Christine" am Bremer Schauspielhaus
1997  "Pipi Langstrumpf" an der Freilichtbühne in Lohne
2008  Erstaufführung der Komödie "Keerls döör un döör!"
          an der Niederdeutschen Bühne Brake
2010  brachte er an der Niederdeutschen Bühne am
          Stadttheater Bremerhaven das Stück "Amaretto" von Ingo Sax auf die Bühne
2011  inszenierte er im Kleinen Haus des Bremerhavener Stadttheater "Boeing-Boeing"
2012  Komödie und Travestieshow "Wasser Marsch!" im Tournee-Theater