Prof. Dr. Helmut Thoma
Fernsehmanager und Medienberater
One Man Show
Die Liste ist lang. Auszeichnungen, Auszeichnungen, Auszeichnungen, Vorstandsposten, Aufsichtsratsposten, Geschäftsführer diverser Unternehmen und Konzerne, Medaillen, Orden, Ehrenzeichen, große, kleine, in Silber, in Gold, Ehrungen, Ehrungen ...
Gastgeber und Vorredner im Haus der Johannis-Loge "Zum Oelzweig" Karl Engelhard holt zwischendurch immer wieder mal tief Luft, ganz demonstrativ. Goldene Kamera, Bambi, Deutscher Medienpreis, das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Wien, Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen, Ehrensenator, Ehrenkrone und und ...
Er hat alles "abgeräumt" was abzuräumen war an Preisen und Auszeichnungen, er hat Fernsehgeschichte geschrieben, hat sie beeinflusst und gesteuert. Wir erleben ihn heute Abend nah und live in Bremen.
Auf eine Auszeichnung ist Professor Helmut Thoma besonders stolz, nein, Stolz ist nicht der richtige Ausdruck ... es freut ihn, dass er 1994 als erster Deutscher den "International Emmy Award" erhielt.
Überhaupt, Helmut Thoma ist ein Mann, dem man keine Überheblichkeit oder Eitelkeit anmerkt, er ist ein Macher, für den die Ergebnisse zählen. Er ist ein Star, aber nicht in üblichem Sinne, Helmut Thoma ist einer der Großen im deutschen und im internationalen Medienmanagement, ein Star ohne Allüren, einer zum Anfassen.
Und er ist Unterhalter. Eineinhalb Stunden fesselt er seine Zuhörerinnen und Zuhörer mit einem Einblick in sein Managerleben. Mit Unterhaltung hat er auch "sein Baby" RTL zum erfolgreichsten und profitabelsten Fernsehsender Europas hochgezogen.
Boxen und Formel-Eins
fürs Fernsehen entdeckt
"Mr. RTL" Helmut Thoma hat zum Beispiel den Box-Sport für das breite Publikum fernsehreif gemacht.
"Ein Henri Maske hat immer über zwölf Runden geboxt, das war gut für die Werbeeinblendungen. Ein Mike Tyson, der schon in der ersten Runde K.O. schlug, war nicht so gut, was soll man mit dann mit dem Haufen Werbung machen?"
Auch die Publizität der Formel Eins geht auf das Konto von Helmut Thoma. Er erinnert sich: "Da kam irgendwann der Manager Willi Weber mit einem schüchternen Michael Schumacher zu mir ins Büro und möchte eine Million für seinen Schützling. Ich frage: Wofür, für ein paar Autogrammstunden? Schließlich habe ich ihnen 500.000 gegeben."
Mit Berni Ecclestone, dem langjährigen Formel-Eins-Boss, hat der RTL-Chef dann eine "gesunde" Geschäftsgrundlage für die Rennen ausgehandelt. Sie sind bis heute Freunde geblieben.
Helmut Thoma hat einen Volksschulabschluss, machte eine Molkereilehre und holte das Abitur auf dem Abendgymnasium nach, studierte Jura in Wien. Der Einstieg in die Fernsehbranche erfolgte beim österreichischen Fernsehsender ORF, dessen Justiziar er wurde.
Nach den ersten zwei Jahren bei IPA , der deutschen Tochter von Radiotelevision Luxemburg, wurde er Mitglied der Geschäftsführung, fünf Jahre später stieg er zum Direktor von RTL-Radio auf.
In dieser Zeit kooperierte er mit Frank Elstner, dem damaligen Noch-Radio-moderator. Hans Meiser holte er sich auch vor die Kamera. Die RTL-Fernsehstory begann.
"Mit fünfundzwanzig Leuten aus dem Radio sollten wir Fernsehen machen, alle hatten keine Ahnung, waren aber motiviert. Die Öffentlichen kamen auf einen Mitarbeiterstand von Dreizigtausend."
Die erste
TV-Erotik-Spielshow
Seichte Erotik und Striptease im deutschen Fernsehen. Obwohl schon aus den Oswald-Kolle-Lehrjahren herausgewachsen, sorgte das aus Italien importierte Format "Tutti Frutti" für Aufregung. Nicht bei den Zuschauern, sondern bei der Konkurrenz. Die erste erotische TV-Erotik-Spielshow, ausgestrahlt vom Privatsender RTL plus, wurde ein Renner mit fast ein- hundert Folgen.
Es gab nur ein kitzekleines Problemchen.
"Wie sind die Regeln der Show?", wollte ich damals wissen. "Regeln? Die gibt es nicht", war die Antwort der Italiener. "Das einzige Problem war", erinnert sich Thoma, "dass wir Post von vielen Zuschauern bekamen, die uns sagten: Wir verstehen die Regeln nicht ...". Lacher vonseiten der Zuhörerschaft sind ihm bei dieser Pointe sicher.
Definition einer Zielgruppe. Eher aus dem Bauch heraus legte Thoma die neu entdeckte Zielgruppe fest: "14 bis 49". Ohne demografische Erhebungen, ohne Marktforschung, ohne Statistiken. Und schon ist diese Definition auch für andere Fernsehsender das Maß aller Dinge.
Wienerischer Charme ist es vielleicht auch ein wenig, was ihn zum einflussreichen Medienmanager werden ließ, in erster Linie aber ist es sein Gespür für das, was ankommt. Seine heutige Vorausschau auf die Situation des Fernsehens orientiert sich an den enormen technologischen Neuerungen, doch sieht er immer den Menschen im Mittelpunkt, der sich seit Jahrhunderten nicht verändert hat.
-tja-
One Man Show
"Es ist spannend ... es ist heute schon möglich, Geräte mit Gestik zu steuern, es wird nicht mehr lange dauern, dann können wir mit Gedanken auf Geräte einwirken. Die Holografie ist der nächste große Schritt, wir werden Teil des Geschehens. Sie können dann auf einem Fußballplatz stehen und die Spieler laufen um Sie herum oder durch Sie hindurch ... erst wenn wir versuchen wollten, die Dinge anzufassen, wird uns der Tastsinn sagen, dass es Illusion ist," referiert Helmut Thoma.
Fernseher als Tapete
Er sieht die technologische Zukunft von "Fernsehen" als raumumspannende Tapete. Im Sommer kann man sich die Antarktis mit Eisbären in Lebensgröße ins Wohnzimmer holen und in kargen Wintermonaten die Sahara oder einen blühenden Frühlingsgarten. Das Handy wird Kommunikationszentrale inklusive TV, das geht heute schon, aber: "... mit weit aus größeren Maßen, denn richtig Spaß macht es auf den heutigen kleinen Dingern nicht, einen Spielfilm wie 'Vom Winde verweht ' zu gucken".
TOPIC: "Bei Ihren Zukunftsvisionen scheint ein Interview für unser Print-Magazin vollkommen antiquiert ... aber ich traue mich, weil wir unser Magazin auch mit dem Bewusstsein gestalten, dass sich der Mensch im Kern nicht verändert hat ... "
THOMA: "Fragen'S nur ..."
TOPIC: "Schon jetzt preschen die elektronischen Medien auf der Überholspur. Sehen Sie noch Chancen für Print-Projekte?"
Der Wurm muss dem Fisch schmecken
THOMA: "Es wird Print schon noch eine Weile geben, aber nur die Guten überleben. Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler, das wird nicht berücksichtigt, so gehen die Auflagen zurück und viele Zeitungen sterben. Es ist eben einfacher, eine pseudointellektuelle Zeitung zu machen als eine Bild-Zeitung, weil man auf Wünsche der Leser nicht eingehen muss.
Aber auch das Fernsehen ist veraltet, ein Altenheimsender wie das ZDF ändert auch mit neuen, jungen Moderatorengesichtern nichts. Das Konzept, besonders das der öffentlich-rechtlichen Anstalten, geht an den Bedürfnissen vorbei. Die Jugend ist deshalb nicht so fernsehaffin."
2013 kommt Volks-TV
TOPIC: "Ihr Groß-Projekt 'Volks-TV' soll 2013 starten und besonders die Jugend ansprechen mit der Kombination 'Fernsehen-Internet-Socialweb' ..."
THOMA: "Volks-TV wird ein bundesweites Mantelprogramm für regionale Sender, ein großer Senderverbund, das erste deutsche Network in der Fernsehlandschaft. Ich setze auf die Jungen, denn für die gibt es momentan kein TV-Angebot."
TOPIC: "Wie sieht Ihr persönlicher Alltag aus? Sie müssen immer bestens informiert sein ... sind Sie total vernetzt mit elektronischen Medien?"
THOMA: "Ich lese tatsächlich noch. Weil ich viel im Flugzeug unterwegs bin nutze ich dort die Zeit und lese."
TOPIC: "Mittels Tablet oder Papier?"
THOMA: "Schon Papier."
Ergebnisse sind entscheidend
TOPIC: "1984 startete RTL das Fernsehen mit Ihnen als Geschäftsführer mit 25 Millionen Mark; als Sie RTL 1998 verließen, lag der Nettoumsatz bei über 2,2 Milliarden. Könnten Sie uns Karriere- oder Erfolgs-Tipps verraten?"
THOMA: "Schauen'S, das ist immer eine Frage der Situation und des Gespürs und des Wollens."
TOPIC: "Sie sagten vorhin, dass Sie das mittlere Management nie genießen konnten, weil Sie immer nur Chef waren. Ist 'Chef werden zu wollen' eine Erfolgsmethode?"
THOMA: "Ich habe auch Glück gehabt, zum Glück gehört aber auch arbeiten zu wollen. Wenn Sie als Sohn reicher Eltern geboren werden, ist es Glück. Wenn Sie das Vermögen verprassen und nichts dafür tun, um es zu erhalten, hat die Arbeit gefehlt."
TOPIC: "Sie sind ohne Vater aufgewachsen, büffelten abends für das Abi, haben also schon in frühen Jahren das Glück angestoßen oder herausgefordert."
THOMA: "Für mich ist immer entscheidend, was am Ende dabei herauskommt. Ich kann mit Delegationen oder Ausschüssen, die nur zur eigenen Freude durch die Lande fahren, nichts anfangen."
TOPIC: "Anfangen können Sie viel mit Archäologie. Ihre Begeisterung für Ausgrabungen ist seit einem Bericht im Magazin der Süddeutsche-Zeitung öffentlich geworden, Ihr Interesse für bestimmte Oldtimer und eine Automarke weniger. Sie fuhren lange Zeit einen Oldtimer Quadroporte, Baujahr 1980 ..."
THOMA: "Den Typ fahre ich immer noch, aber ein neues Modell, allerdings auch einen Kleinwagen, den für die Innenstadt."
TOPIC: "Haben Sie ein Lebensmotto?"
THOMA: "Keine Formel. Ich denke, man sollte seine Mitmenschen so behandeln, wie man selber behandelt werden möchte."
-tja- Take Janssen
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