... natürlich, ungeschminkt ...
Judith Hildebrandt, Moderatorin bei Energy Bremen, Sängerin/Frontfrau bei "Mr. President" - Website: www.t-seven.de
Gespräch mit
Moderatorin und Sängerin
JUDITH HILDEBRANDT
natürlich | ungeschminkt
Styling ist ihr nicht fremd, Model-Fotos hat sie genügend, Studios und Shootings kennt sie hautnah, Publikationen in internationalen Medien und Musik-Magazinen sind normal ...
"Ich habe kein Problem damit, wenn ihr die Bilder unretuschiert bringen wollt", sagt Judith Hildebrandt. Und genau das machen wir auch. Medienüblich ist, dass Modelgesichter nachträglich aufgehübscht werden. Und das wollen wir nicht.
Judith ist natürlich und auf den Boden geblieben - in ihrer Art, im Gespräch, so wie auf diesen Bildern. Trotz internationaler Karriere mit ihrer Band "Mr. President". Die Gruppe war in den 90ern Deutschlands erfolgreichster Export.
TOPIC: "Du hast in Deiner Laufbahn mit mehreren Künstlernamen gearbeitet: Judith Hildebrandt, Judy, T-seven ... wie dürfen wir Dich ansprechen?"
JUDITH: "Einfach Judith. Offiziell heiße ich jetzt Buthmann mit Nachnamen - ich habe letztes Jahr geheiratet. In der Beziehung bin ich ein bisschen altmodisch ..."
TOPIC: "Deine Sendung Energy Bremen Soundcheck moderierst Du aber als Judith Hildebrandt ..."
JUDITH: "Ja, es wäre zuviel gewesen, wenn ich hier noch einen weiteren Namen ins Spiel gebracht hätte."
TOPIC: "Judith, alle Welt kennt Dich - neben der Radiomoderatorin - als Frontfrau von Mr. President. Deine Band hat über zwanzig Millionen Tonträger verkauft ..."
JUDITH: "... ja, eigene Tonträger und dazu noch zwanzig Millionen Kopplungen."
TOPIC: "Da drängt sich die Frage auf: warum bist Du ausgestiegen?"
JUDITH: "Wir haben zehn Jahre Dancefloor gemacht und ich wollte in eine andere Musikrichtung gehen ..."
TOPIC: "...in welche Richtung?"
JUDITH: "Ich wollte in den Pop-Rock-Bereich ... nur, was ich unterschätzt habe, das ist die Industrie - ich hatte keine Ahnung, war einfach noch zu jung, um das zu wissen oder einschätzen zu können, das war halt so, ich wusste nicht, ob sich Plattenfirmen für mich auch dann noch interessieren würden ... ja ... und natürlich hatte ich Angst ... schließlich habe ich eine Weltkarriere hingeschmissen. Das Aussteigen war nicht einfach mal so ... klar hab' ich mich gefragt, kann ich das verwirklichen, oder bin ich komplett weg aus dem Geschäft ..."
JUDITH: "Nach meinem Ausstieg bei Mr. President haben sich die Plattenfirmen um mich geprügelt ... wie bekloppt ... das hat mich dann auch leicht überfordert. Die Plattenfirmen haben ja die Dollarzeichen in den Augen und wenn du aus solch einer Geschichte kommst mit soviel Verkäufen, dann haben die auch nur ein Ziel mit dir, nämlich im Prinzip dasgleiche weiter zu machen. Die erzählen dir natürlich alles, um dich unter Vertrag zu bekommen ... dann ist man unter Vertrag und dann ... ja, dann hängt man drin. Es gibt Gründe, warum ein großer Künstler wie Prince sich 'Slave' auf die Wange schreibt, weil er aus Verträgen nicht rauskommt oder jahrelang dafür kämpfen muss.
Bei mir war's halt auch so. Letztendlich musste ich Musik aufgenehmen, die ich nicht wollte, hinter der ich auch nicht stand, wo ich mich aber vertraglich fügen musste. Ich war mir ziemlich sicher, dass das nach hinten losgeht und floppt, was dann auch so passiert ist. Aber damit kam ich dann raus aus den Verträgen."
TOPIC: "Das war der 'historische' Moment des Ausstiegs aus dem Show-biz?"
JUDITH: "Ja, danach war ich so genervt und so enttäuscht von diesem Geschäft, dass ich mir gesagt habe, jetzt steig' ich aus, habe erstmal Musik Musik sein lassen.
Eine Freundin von mir hatte zu der Zeit das 'Stilhaus' eröffnet ..."
TOPIC: "... hier im Viertel?"
JUDITH: "Ja, ein Geschäft mit allem, was die Frau so braucht - gibts immer noch - und meine Freundin brauchte eine Hilfe. Es hat mir tierisch Spaß gemacht, im Prinzip macht man als Künstler ja auch nichts anderes als verkaufen ..."
TOPIC: "Viele Deiner Mitmenschen kamen mit dieser Situation nicht so gut zurecht ... Judith Hildebrandt als Star mit internationaler Karriere nun als Verkäuferin in einem Modegeschäft im Viertel ..."
JUDITH: "Ich selber hatte damit keine Probleme, ich habe nur öfter abfällige Reaktionen der anderen bemerkt, das geht nicht so an einem vorbei. Aber wie gesagt, es hat mir Spaß gemacht, ich glaube, ich habe auch gut verkauft ... fand es geil, wenn Leute reinkamen und gesagt haben ..."
TOPIC: "... ich will von Judith bedient werden ..."
JUDITH: "Oh guck mal, ein Überraschungsgast! Ein Eichhörnchen!!"
Tatsächlich lugt ein Eichhörnchen, anscheinend interessiert, hinter'm Baum-stamm hervor. Die Einlage dauert drei, vier Sekunden, dann verschwindet es flink im Laub der Esche.
TOPIC: "Du magst Tiere!?"
JUDITH: "Besonders Pferde. Meine Eltern haben mir ein Pferd geschenkt als ich elf war, einen Vollblut-Araber. 29 Jahre alt ist er geworden, ein biblisches Alter für ein Pferd, er hat mich fast mein ganzes Leben begleitet ... ich musste ihn einschläfern lassen. Danach war erstmal Pause, aber seit kurzem habe ich wieder einen Vollblut-Araber."
TOPIC: "Einen Vollblütler hat man nicht nur zum Zeitvertreib ... was hast du vor, Dressur, Springreiten, Rennen ...?"
JUDITH: "Vielleicht Distanzreiten, mal sehen, wie ich mich mit ihm entwickle."
TOPIC: "Wir sind von Deiner Beziehung zum Viertel abgekommen ..."
JUDITH: "Ja, ich fand es einfach super, wenn ich den Frauen helfen konnte, einfach toll, wenn sie glücklich waren oder wenn mir später jemand sagte, Du, auf der Party haben alle gesagt, wie toll ich aussehe. Das sind schöne Komplimente, auch für mich."
TOPIC: "Du hast natürlich auch hier im Viertel gewohnt ..."
JUDITH: "Ja, über fünf Jahre, auch sehr, sehr gerne hier gelebt, ich lieb' das Viertel ..."
TOPIC: "Dieses Kompliment drucken wir natürlich auch ganz gerne."
JUDITH: "Ich habe gute Vergleichsmöglichkeiten, weil ich auch in Berlin und Hamburg gewohnt habe. Man vergleicht ja das Viertel immer mit der Schanze ... ich kann sagen: das Viertel ist wesentlich geiler!"
-tja-