Journalistin, Moderatorin, Tagesschau-Sprecherin
Journalistin, Tagesschau-Sprecherin, Moderatotin
Gestern Abend die "3nach9"-Talkshow bei Radio Bremen, heute Mittag Aufnahmen zu ihrem Porträt in der ARD-Sendung "höchstpersönlich!", abends die Laudatio auf den ehemaligen und langjährigen Außenminister Hans-Dietrich Genscher zur Verleihung des Medienpreises ... und zwischendurch TOPIC life mit diesem Interview ...
Judith Rakers kennt solche Tage. Man sieht ihr keinen Stress an, die studierte Kommunikationswissenschaftlerin ist Profi im Mediengeschäft. Obwohl sie noch vor einigen Minuten in Dreharbeiten zu "höchstpersönlich!" steckte, außerdem noch ihre Rede vorbereiten muss, wirkt sie charmant-entspannt.
Ihr Lächeln, das ganz Deutschland aus der Tagesschau kennt, das Lächeln mit den mädchenhaft-niedlichen Grübchen, strahlt sofortige Sympathie und gute Laune aus. Judith Rakers hätte auch nur ein
professionelles Fotomodel sein können, nicht wegen des Lächelns, das wirkt natürlich, unaufgesetzt, ja, aber auch wegen Ihrer Bilderbuchfigur. Die Highheels und die engen Jeans verlängern noch
mal ihre Beine, optisch-subjektiv gesehen. Die Zeitung "Die Welt" titelte mal ein Interview mit "Die schöne Frau für gute Nachrichten".
Von der Wasserfontäne inmitten des Sees bläst die Spätsommerbrise kleine Tröpfchen bis an den Rand des Bürger-parks, man sieht sie nicht, man spürt sie auf der Haut.
Es ist ein Wetter zum Relaxen im Liege-stuhl auf der windgeschützten Terrasse, sonnig zwar, aber auch frisch, besonders hier am Hollersee. Das bremen-typische Requisit, der Regenschirm, kann aber zugespannt bleiben.
Take Janssen
Vita
- Aufgewachsen in Bad Lippspringe bei ihrem alleinerziehenden Vater, dem Physiotherapeuten Hermann Rakers
-Abitur am Pelizaeus-Gymnasium Paderborn
- Studium Publizistik und Kommunikations-wissenschaft, Deutsche Philologie und Neuere und Neueste Geschichte
- Parallele Tätigkeiten als Hörfunk-Moderatorin bei den NRW-Lokalsendern Radio Hochstift und Antenne Münster
- Freie Mitarbeit für Tageszeitungen (Neue Westfälische, Münstersche Zeitung) und Fachpublikationen (pr magazin, insight)
- Moderation gemeinsam mit Giovanni di Lorenzo, von "3nach9", Talkshow von Radio Bremen, seit September 2010
- Nachrichten-Sprecherin, Tagesschau, Tagesthemen, ARD-Fernsehen
- Co-Moderation "Eurovision Song Contest 2011"mit Anke Engelke und Stefan Raab
- Diverse Event-Moderationen in ganz Deutschland
- Verheiratet seit 2009
"Ich bin überzeugt: unsere Medienentwicklung wird in die Richtung gehen, dass sich in Zukunft ganz viel über's Internet abspielen wird. Man wird darüber Radio hören, Fernsehen, Filme gucken, Filme kommentieren, diskutieren, telefonieren ..."
Immer wieder versteckt sich die Sonne hinter weißen Wolken um dann wie ein riesiger Scheinwerfer gleizend hell durch-zubrechen. Viel Licht, viel Schatten. Trine, die beim Fotoshooting assistiert,
hantiert mit einem goldbeschichteten Reflektor, um schattenreiche Partien aufzuhellen; die starke Blendung jedoch treibt unserer Gesprächspartnerin die Tränen in die Augen, also abtupfen und auf
weniger krasse Lichtunterschiede warten.
"Schmink-Fee" Dörthe Janssen ist heute den ganzen Tag an Judiths Seite, sie ist auch in der "Maske" bei Radio Bremen meistens für ihr Kamera-Gesicht zuständig. Für Fernsehkameras ist
Hautoberflächenbehandlung unabdingbar; Gesichter würden ohne Schminke - das bringt die digitale Aufnahmetechnik so mit sich - stark gerötet aussehen.
TOPIC: "Heute Abend halten Sie die Laudatio auf Hans-Dietrich Genscher, wie bereiten Sie sich darauf vor?"
RAKERS: "Ich habe ja schon einige Laudationes gehalten, beim Bambi, beim Deutschen Fernsehpreis, beim Hamburger Presseball… ich mache es so wie bei allen Texten, die ich schreibe: erstmal ganz
viel lesen, sich einarbeiten in das Thema und die Person. Dann lasse ich es ein paar Tagen ruhen ..."
TOPIC: Ist das schon eine Methode, viel aufnehmen und dann ruhen lassen?"
RAKERS: "Es ist meine Methode. Wirklich liegenlassen ist es ja nicht, ich denke immer wieder darüber nach, wie bekomme ich einen persönlichen Zugang, wie den Einstieg. Dann bin ich
vielleicht auf dem Weg zum Sender oder sitze auf meinem Pferd und irgendwann habe ich dann eine Idee, und dann gehe ich auch sehr schnell an meinen Schreibtisch und fange an zu
schreiben. Wenn die Idee zum Einstieg erstmal da ist, geht mir der Rest immer sehr schnell von der Hand. Ein ausführliches Konzept muss ich dann vorher nicht mehr erarbeiten."
TOPIC: "Bekommen Sie Vorgaben zum Inhalt der Laudatio?"
RAKERS: "Nur eine Zeitvorgabe. In diesem Fall habe ich mir gedacht, dass Hans-Dietrich Genscher wahrscheinlich schon Hunderte von Reden über sich gehört hat, und letztlich weiß er ja auch selbst,
welche Stationen sein Leben hatte - er war ja dabei (lacht). Und alle Leute im Saal wissen es auch. Darauf will ich also nicht eingehen."
TOPIC: "Herr Genscher bekommt den Preis in der Kategorie 'Medien' von Radio Bremen verliehen ..."
RAKERS: "Richtig. Und deshalb habe ich mir überlegt, dass ich ihn im Hier und Jetzt der Medien abholen werde. Ich möchte meinen persönlichen Eindruck seiner Person schildern und den meiner
Generation, die ja sehr von Social Web wie zum Beispiel facebook geprägt ist."
TOPIC: "Auf Ihrer facebook-Seite befragen Sie die User zu Hans-Dietrich Genscher, welchen Zweck verfolgen Sie damit?"
RAKERS: "Als ich geboren wurde, war Hans-Dietrich Genscher Außenminister und war es immer noch als ich sechzehn war. Und das ist der Blick meiner Generation auf ihn. Für uns war der Mann ein
Synonym für die FDP und für das Amt des Außenministers. Wir kannten gar nichts anderes. Ich habe im Web geguckt, wie er gespiegelt wird von der Generation facebook. Und in den Kommentaren wurde
klar, dass viele ganz ähnliche Assoziationen haben. Und dann gab es natürlich viele Posts zu seinem gelben Pullover, zu seinen Ohren, aber auch zu seinen politischen Leistungen. Jeder hatte eine
liebevolle Geschichte, jeder hat eine Anekdote ... es wurde klar: Hans Dietrich Genscher ist immer noch sehr präsent. Der rote Faden der Rede wird also der Blick meiner Generation auf ihn sein.
Und dann müssen natürlich die Anekdoten aus der Bremer Zeit rein: über seine Kanzlei, in welchem Stadtteil er das erste Mal war, in welcher Apotheke er seine Medikamente bekommen hat ..."
TOPIC: "Tauschen Sie sich mit jemandem aus, wenn Sie den Text fertig haben?"
RAKERS: "Ja, das finde ich ganz wichtig. In diesem Fall hat mein Mann hat es gelesen und ich habe es einem Freund gegeben, der auch Redakteur ist ... beide fanden es gut."
TOPIC: "Auf Ihrer facebook-Seite posten Sie auffallend viele Fotos von Menüs ..."
RAKERS: "Ich reiß' mich da schon zusammen. Seit ich vierzehn, fünfzehn bin und es Digitalkameras gibt fotografiere ich schon gerne mein Essen. Ich erinnere mich an einen Italienurlaub, ich
war noch ein Teenie, wo ich neben den üblichen Urlaubsfotos immer auch Speisen fotografiert habe ... Spaghetti-Bolognese ... oder in einem Laden in Rom, toll eingerichtet, die hatten eine Theke
ausschließlich mit Tramezzini, also dreieckigen Sandwiches, in den verschiedensten Variationen, das war ein so schönes Bild, eine ästhetische Versuchung ... ich könnte ganze Bücher drucken mit
Fotos über Essen."
"Ich habe ein sinnliches, aber auch sehr pragmatisches Verhältnis zum Essen, wenn ich Hunger habe, dann esse ich, auf was ich gerade Appetit habe."
"Ich gehöre zu den Personen, die nervös werden, wenn sie eine Stunde im ICE sitzen und keinen Emailempfang haben. Mein Mann zum Beispiel interessiert sich überhaupt nicht für facebook, twitter und Co. Er ist nicht so technikaffine wie ich, ich bin zuständig für die Technik zuhause ... und er kocht."
TOPIC: "Ist Essen fotografieren nur eine Schwärmerei oder könnte man das schon als Sucht bezeichnen? Oder gab es früher zu wenig zu essen bei Ihnen, so dass Sie das auf diese Weise kompensieren?"
Judith Rakers nimmt die scherzhafte Einlage gerne auf und lacht.
RAKERS: "In der Tat gab es überwiegend Fertiggerichte bei meinem Vater, allein aus zeitlichen Gründen, die reizten nicht so sehr zum Fotografieren.
Aber ja, es ist schon ein Tick vor mir. Ich esse liebend gerne, ich bin ein sehr sinnlicher Mensch, was das angeht, ich habe Spaß an den Farben auf dem Teller, am Geschmack, wie das Essen
angerichtet ist, ich bin fasziniert von gutem Essen und genieße ..."
TOPIC: " ... bei so viel Spaß am Essen stellt man sich normalerweise Menschen mit größerem Körpervolumen vor ..."
RAKERS: "Also, bis dreißig konnte ich wirklich essen was ich wollte und das habe ich auch. Ganze Gläser mit Schokocreme an einem Abend, gerne auch Pommes, Fastfood, wirklich alles ... ich habe
kein Gramm zugenommen. Jetzt muss ich schon aufpassen."
Ein typisches Frauenthema!? Trine, unsere Shooting-Assistentin, bestätigt.
TRINE: "Ja, irgendwann kippt das plötzlich. Im Augenblick geht das noch so bei mir ..."
Die beiden Damen tauschen spontan Tipps aus, zum Beispiel, bei welcher Kühlschranktemperatur Schokolade am leckersten ist und wie fest Sahne am Eis angefroren sein muss ...
TOPIC: "Bei Ihnen zu Hause überlassen Sie Ihrem Mann das Kochen, kocht er diätbewusst, achtet er auf mögliche Kilozunahmen ...?"
RAKERS: "Nein, mein Mann überhaupt nicht. Er ist aber beim Essen viel disziplinierter als ich. Ich bin nun auch keine Frau, die sich sagt, so ab siebzehn Uhr keine Kohlenhydrate mehr, der
Lustgedanke ist bei mir vorrangig ..."
TOPIC: "... Lust am Genuss ..."
RAKERS: "Ja, mein Mann kocht total gerne, er sagt immer, 'du bist ein guter Esser, das ist mir sehr sympathisch'. Jemand, der gerne kocht, braucht auch jemand, der gerne isst.
"