TOPIC trifft


Klaus-Dieter Fischer

Präsident und Geschäftsführer von SV Werder Bremen

Klaus-Dieter Fischer mit Gattin - Zeichnung: TOPIC life
Klaus-Dieter Fischer mit Gattin - Zeichnung: TOPIC life
Klaus-Dieter Fischer - Foto: Take Janssen
Klaus-Dieter Fischer - Foto: Take Janssen


Klar, direkt, menschlich. Das ist Klaus-Dieter Fischer, Geschäftsführer und Präsident bei Werder.

Die Art überträgt sich. Auch der Kontakt zu Angela Zitzmann, Fischers Sekretärin gestaltet sich freundlich und motivierend. Begeisterung entfachen und fördern, das steht ganz oben auf den Fahnen des Sportvereins, der aber weitaus mehr ist, als eine sportliche Kameradschaft.

Allein die Existenz einer Abteilung, die sich unter der neuen Marke "CSR"  sozial engagiert, ist unter den Bundesligisten einmalig. Im Gespräch mit Klaus-Dieter Fischer gewinnen wir einen Einblick in das soziale Engagement von Werder Bremen.

"SV", sagt Klaus-Dieter Fischer, "steht mittlerweile auch für Soziale Verantwortung!"

TOPIC: "Ihre neue Marke 'CSR'* ersetzt nun den früheren Begriff Sozialmanagement; schon diese Einrichtung war unter den deutschen Fußballvereinen nicht ein zweites Mal zu finden ..."


FISCHER: "Fangen wir mal so an: In Deutschland gibt es 54 Millionen Fußballfans. Davon haben zwischen 24 und 27 Millionen Fans - das schwankt immer ein bisschen - erklärt, dass Werder Bremen der sympathischste Verein der Liga ist ..."

TOPIC: "Bei einer solchen Akzeptanz könnten Sie aus Ihren Reihen doch den nächsten Bundespräsidentenkanditaten stellen ..."

FISCHER: "Naja, wäre schon gut möglich ... wir liegen an der Symapthiespitze weit vor Bayern München, HSV und allen anderen Bundesligisten ... sechs Millionen echte Werder-Fans, die anderen gut 19 Millionen finden uns 'nur' sympathisch."

25 Millionen Fußballfans finden Werder smypathisch

TOPIC: "Warum finden denn die Leute Werder sympatisch?"

FISCHER: "Weil wir uns zum Beispiel in Krisensituationen ruhig verhalten, das kommt sehr gut an, aber auch aufgrund unserer vielen sozialen Maßnahmen. Wir sagen, dass ein Fußballverein, der soviel Sympathie erhält in der Gesellschaft, auch was zurückgeben muss, wir müssen Danke sagen und selber Vorbildcharakter haben."

TOPIC: "Wie sieht das Vorbild aus?"

FISCHER: "Werder hat 41.000 Mitglieder und inzwischen 350 Partner, das sind Schulen, Vereine, Ausbildungsbetriebe, Sozialeinrichtungen ... und zwar von Mecklenburg-Vorpommern bis zur holländischen Grenze, von Schleswig-Holstein bis nach Hessen.

Darüberhinaus haben wir eine spezielle Aktion, die heißt 'World Wide Werder', die uns mit Schulen und Sozialeinrichtungen in 34 Ländern verbindet."

TOPIC: "Partnerschaft heißt auch immer: jeder muss daran partipizieren können ..."

FISCHER: "Ja! Das muss immer eine WinWin-Situation sein. So geben wir für jedes Spiel im Werder-Stadion bis zu 1.200 Freikarten an die Partner aus, wobei sie sich verpflichten, mit uns gemeinsam soziale Aktionen zu machen. Das sind Aktionen, die sich auf richtige Bewegung oder auf richtige Ernährung beziehen, was ja gerade für die junge Generation eine große Rolle spielt. Es können aber auch Aktionen sein, die gegen Gewalt, gegen Diskriminierung, gegen Rassismus sind. Das ist so der große Rahmen."

Kooperationen mit Bremer Kindergärten und Grundschulen

TOPIC: "Welche Themen sind  speziell auf Bremen gemünzt?"

FISCHER: "In Bremen laufen auch Sonderaktionen. So arbeiten wir speziell in Bremen mit 25 Kindergärten und 32 Grundschulen zusammen, denen wir zusätzlich zu ihrem vorhandenen Sportunterricht pro Woche zwei Unterrichtsstunden Sport schenken."

TOPIC: "Was  heißt  'schenken'?"

FISCHER: "Wir haben extra vier Sportlehrer eingestellt, die gehen in die Kindergärten und Schulen und gestalten dort einen besonderen Unterricht: die Ball-Schule."

TOPIC: "... mit Fußbällen natürlich ..."

FISCHER: "Nein, nein. Die Ballschule ist ein Konzept der Universitäten Heidelberg und Kiel. Die haben herausgefunden, dass Kinder zu früh auf eine bestimmte Sportart getrimmt werden und dass es wesentlich günstiger für die Entwicklung der Kinder ist, wenn sie ein breites Bewegungsprogramm und eine Vielzahl von Ballspielen kennenlernen. Diese Ballschule haben wir zusammen mit den beiden Universitäten evaluiert und übernommen."

TOPIC: "Sie sprechen von einer günstigen Entwicklung der Kinder. Was genau bedeutet: günstig?"

FISCHER: "Es sind eine ganze Reihe von Aspekten. Ganz spannend ist, dass auch die kognitiven Leistungen wachsen."

TOPIC: "Körperliche Bewegung regt auch den Geist an ..."

FISCHER: "Ja, das gehört mit zu der günstigen Entwicklung. Natürlich wollen wir, dass die Kinder durch unsere Ball-Schule früh zum Sport kommen, das ist der eine Faktor. Leider gibt es auch ein Zeitproblem, denn durch die Ganztagsschulen bleibt immer weniger Zeit, in die Vereine zu kommen. Dann sagen wir, wenn die Kinder nicht zu uns kommen können, kommen wir zu den Kindern."

TOPIC: "Über Zuspruch kann Werder aber doch nicht klagen."

FISCHER: "Das nicht. Natürlich wollen wir Kinder und junge Leute gewinnen. Es ist auch ein demografisches Problem, die Gesellschaft wird immer älter, so sind von unseren 41.000 Mitgliedern etwa die Hälfte aktive Mitglieder.

Für Senioren - wir sagen: für Junggebliebene - bieten wir das 60+Programm ... entwickeln wir neue Sportarten  ..."

Fischer steht auf und zeigt auf den Platz fünf Stockwerke unterhalb seines Bürofensters.


"... hier kommen jeden Montag über zwanzig bis dreißig Senioren und spielen Boule, egal bei welchem Wetter.

Dann bieten wir ein kulturelles Programm, das kann ein Theater- oder Museumsbesuch, das kann eine Firmenbesichtigung sein ... dieses Programm ist immer ausgebucht."

TOPIC: "Dazu müssen die Senioren dann Werder-Mitglied sein?"

FISCHER: "Ja, natürlich möchten wir das. Worauf wir ganz stolz sind bei den Älteren, ist die Tatsache, dass sich ganz viele ehrenamtlich engagieren, man kann sagen, die haben quasi darauf gewartet, dass sie angesprochen werden."

TOPIC: "Welche ehrenamtliche Tätigkeiten sind das?"

FISCHER: "Ganz viele Dinge. Ob sie bei uns im Wuseum, ob sie in den Hallen sind, ob sie als Sprecher fungieren, ob sie Mannschaften begleiten ..."

TOPIC: "Wo kann sich jemand melden, der Interesse hat?"

FISCHER: "Bei der Werder-Geschäftsstelle. Dort werden sie dann weitergeleitet."

TOPIC: "Weitergeleitet zu Ihrer Abteilung Sozialmanagement?"

FISCHER: "Ja. Wir haben inzwischen zehn hauptamtliche Mitabeiterinnen und Mitarbeiter, die sehr kreativ und engagiert sind. Soziales Management ist ein weites und wichtiges Feld: wir befassen uns auch mit dem Thema 'Ernährungslehre'. Eine Projekt ist 'lebenslang gesund'. Dafür haben wir als Botschafter Rainer Sass, den NDR-Fernsehkoch gewinnen können ..."

Klaus-Dieter Fischer schöpft aus dem Vollen. Eigentlich müssten gar keine Fragen gestellt werden, ja, stören fast seinen Redefluss. Stichworte genügen ihm, um die vielfältigen Werder-Aktivitäten gestenreich und mit Fingerzeigen untermalt zu demonstrieren.

FISCHER: "... wir haben eine besondere Aktion, die heißt '100% Fitter Werder-Partner'. Daran beteiligen sich fast alle mit uns verbundenen Partnerunternehmen mit besonderen Bewegungs- und Ernährungsaktionen. Die besten Aktionen in diesem Wettbewerb werden von uns belohnt. Kraftfoods und AOK sind Partner dieser Aktion."

TOPIC: "Welche Preise gibt es zu gewinnen?"

FISCHER: "Im letzten Jahr haben wir 15.000 Euro an Preisgeld in Form von Gutscheinen ausgelobt, die aber für Sportgeräte ver-wendet werden müssen."

Das Sekretariat erinnert an den nächsten Termin. Schülerinnen und Schüler erwarten den Werder-Geschäftsführer zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion zur Frage  "Sportverein oder Konzern?"

"Als erstes streiche ich das 'oder' durch, denn bei Werder geht beides." Klaus-Dieter Fischer hat gesprochen.   

Take Janssen -tja-

 

 Klaus-Dieter Fischer

* Präsident des SV Werder Bremen
* seit 2003 Geschäftsführer

* seit 1955
   Mitglied bei Werder Bremen;
   er war im Verein Schiedsrichter,
   Schatzmeister der Amateur-
   abteilung, Jugendtrainer,
   Jugendbetreuer

* seit 1970
  Mitglied im Präsidium


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